Schuldneratlas: Die Creditreform vergiesst Krokodilstränen

Unkritische Medien heulen mit

Die Creditreform hat den Schuldneratlas 2011 publiziert. Die Inkassoorganisation schlägt alarmistische Töne an und zieht verkürzte Schlüsse. Kaum ein Medium reklamiert.

Leider veröffentlicht die Creditreform den Report nicht. Trotzdem haben ihr die Zeitungen aus der Hand gefressen und die alarmistischen Töne nachgebetet, die sie in ihrer Pressemitteilung anschlägt, die meisten allerdings ohne genaue Zahlen zu verlangen. So geben sich die Medien mit der Angabe zufrieden, in den rot eingefärbten Gebieten sei der Anteil der "Privatpersonen mit Negativmerkmalen" … "sehr hoch". Nur der Sonntagblick hat nachgefragt: "Sehr hoch" heisst "mehr als 5,3 %".

Die Creditreform begründet die nicht näher definierte "Überschuldung" mit dem Griff zur Kreditkarte und mit dem Abschluss von Leasingverträgen. Steuerämter und Krankenkassen sind die Gläubiger, die man auf den Schuldenberatungsstellen und auf den
Beteibungsämtern am häufigsten antrifft; sie besorgen ihr Inkasso in aller Regel selber, die Creditreform scheint sie nicht zu kennen. Untenstehendes Diagramm zeigt, wieviele Prozent der KlientInnen der Berner Schuldenberatung seit 1995 bestimmte Schuldenarten hatten.

files/_images/diagramme/schuldenverbreitung_1995_2011.jpg

Da ist kein Medium, welches auf den Röhrenblick der Creditreform hinweisen würde. Man jammert mit ihr, den Preis für die wachsende Überschuldung würden die "ehrlichen Kunden" bezahlen (merke: wer Schulden hat, ist unehrlich!). Dass die Creditreform dank den Zahlungsproblemen der Kunden gute Geschäfte macht, fällt niemandem auf.

Ein Blick nach Deutschland bringt Erstaunliches an den Tag. Die deutsche Creditreform weist eine durchschnittliche Schuldnerquote von 9,4 Prozent aus. Eine Schuldnerquote von 5,3 Prozent wäre in Deutschland unterdurchschnittlich. Für die Schweiz wird sie zur "sehr hohen" Quote emporstilisiert.

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